1. bis 2. Weltkrieg

Aktenkundige Daten und Vorkommnisse aus dieser Zeit konnten leider nicht nachvollzogen werden, sodass der Vorstand der Maigesellschaft 1982 auch hier auf mündliche Überlieferungen angewiesen war. Umso erstaunlicher war es, dass unsere vielen Helfer ziemlich übereinstimmend 10 Maikönigspaare namentlich und auf die Jahre bezogen nachvollziehen konnten.

Geschehnisse und Anekdoten aus dieser Zeit konnten dann auch nur sporadisch, aber sicherlich wiedergebens Wert, festgehalten werden:

Im Jahre 1925 hatte Lieschen Aussem die Ehre, als erste sogenannte Gefolgsdame, in der Königskutsche am Umzug teilzunehmen. Kurz vor Beginn des Festzuges passierte ihr das Missgeschick, dass sich eine Kirschtorte auf ihr blütenweißes Kleid verirrte und einen unübersehbaren Fleck verursachte. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, am Umzug in der Kutsche teilzunehmen. Wenngleich es auch einige Mühe kostete, dies zu verbergen.

Anfang der dreißiger Jahre hüteten die Stammelner Maimänner jeden Sonntag die Dorfeingänge, damit ja kein auswertiger Freier an die „Dorfschönen“ herankonnte. Es oblag in dieser Zeit Josef Dienstknecht, an den jeweiligen Sonntagen, mit einem Besen bewaffnet durch den Ort zu fahren, um vor den Hauseingängen der Maimädchen zu „kehren“ bzw. für Ordnung zu sorgen.

Die Maibälle zu der Zeit fanden jeweils im Saale Briskot (heutige Ecke Hochheimstraße/ Bahnhofstraße) statt, welcher immer wunderschön und nachhaltig geschmückt war. Unsere Überlieferer erzählten übereinstimmend, dass die Freiflächen zwischen den Tischen und Bänken wie Laubengänge mit Akazienblütenzweigen markiert waren. Der große Akazienbaum, der damals im Saal stand, musste hierfür alle Federn lassen. Obwohl das Abpflücken seinerzeit verboten war, wurde es von den Ordnungshütern nie geahndet.

Aus dem Jahre 1932, unter Regentschaft der Majestäten Richard von Ameln und Maria Huppertz, bleibt eine wunderschöne geschmückte Königskutsche in Erinnerung. Das mit weißen Schneeballen ausgestattete Gefährt wurde insbesondere aus den benachbarten Orten neidisch beäugt.

Das Königspaar des Jahres 1933, nämlich Erich Kaiser und Helene Wolff, mussten noch am Tage des Maiballes ihre Dienste in einem Dürener Kino nachkommen. Auf dem Nachhauseweg bzw. beim Erreichen des Huchem-Stammelner Bahnhofes wurde ihnen zu Ehren ein Empfang abgehalten, der schöner und triumphaler gewesen sein soll, als das Maifest insgesamt.

Das folgende Beispiel aus dem Jahre 1938 zeigt, dass es mitunter sehr schwer war, den Maibrauch in Huchem-Stammeln zu pflegen. Die Maijungs wurden seinerzeit vom damaligen Gendarmen Wiener bezichtigt, Maibäume für die „Dorfschönen“ in einem verbotenen Waldstück gefällt zu haben, wofür er sie in Haft nehmen wollte. Dem energischen Einschreiten der Väter des damaligen Königspaares Hubert Grohs und Maria Collas war es letztlich zu verdanken, dass der Gendarm widerwillig nachgab und die Sache auf sich beruhen ließ. Hubert Grohs wusste aber noch zu berichten, dass die Maibäume selbstverständlich aus legalem Gebiet erstanden wurden.

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